Kunstwerke gelten als genuine Bildungsorte, die Geschichts-, Gegenwarts- und Zukunftsbezüge herstellen, anhand derer gesellschaftliche Themen und theoretische Konzepte verhandelbar werden. Vielfach geben sie keine Antworten, werfen aber eine Vielzahl von Fragen auf, gerade in ihrer ästhetischen Vieldeutigkeit und Sperrigkeit bewegen sie die Rezipienten zum Nachdenken. Sie sind Richtung, Filter und Output unterschiedlichster Fragen an die Welt und zugleich anhaltender Prozess und Wissenstransfer. Über die Analyse von Kunstwerken, kulturellen Zeugnissen und Praxen – in visueller, materieller oder immaterieller Form – lassen sich Rückschlüsse auf kollektive und individuelle Prozesse schließen, anthropologische und bildungsrelevante Phänomene sowie identitätsstiftende Momente diskutieren.
Die documenta in Kassel gilt seit ihrer ersten Präsentation 1955 als weltweit bedeutendste, zyklisch wiederkehrende Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Sie ist ein multiperspektivischer Erinnerungsort, der Geschichte verhandelt, zeigt und zugleich schreibt. Sie diskutiert auf unterschiedlichste Weise gesellschaftliche Themen, lokal und global.
Das Seminar visuell, materiell, immateriell: documenta 14 – ästhetische Erscheinungsformen der Gegenwart untersucht eben diese Erscheinungsformen der Kunst und des Ortes und zeigt Bezugslinien zu politischen und gesellschaftlichen Phänomen.